Ist es falsch, Robotern zu vertrauen?

Welche Rolle spielen unsere Ängste und Vorurteile für unseren Umgang mit künstlicher Intelligenz? Im Gespräch mit der Roboterforscherin Julie Carpenter, San Francisco

Frau Carpenter, Sie haben nachgewiesen, dass wir Menschen rasch dazu neigen, Robotern und künstlicher Intelligenz menschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Warum ist das so?

Es ist Teil unserer DNA: Wir neigen dazu, in der Interaktion mit etwas Unbekanntem wie etwa einem Roboter, egal ob dieser nun humanoid ist oder nicht, auf das zurückzugreifen, was wir aus Science-Fiction-Filmen zu wissen glauben. Wir stellen uns etwa vor, dass Roboter natürliche Sprache verstehen, also erkennen können, was eine Frage und was eine Aussage ist. Wir gehen von dem aus, was uns selbst am nächsten ist. Das liegt in der Natur des menschlichen Wesens. Meine Recherche hat ergeben, dass das selbst hochgradig trainiertem und spezialisiertem Personal in militärischen Einsätzen passiert.

Wir erwarten also von Computern, dass sie sich ähnlich wie Menschen verhalten?

Ja. Wir haben gesehen, dass jede Art von menschlich anmutender KI, die sich eigenständig bewegt, dazu führt, dass wir Menschen ihr Intelligenz und autonome Handlungsmacht zuschreiben. Es scheint für uns das Einfachste zu sein zu verstehen, wie sich der Roboter „verhält“, statt bei jedem Schritt zu raten, was er als Nächstes tun wird. Wir versehen den Roboter mit einem menschenähnlichen Narrativ, weil es für uns das Naheliegende ist.

Es ist absehbar, dass Roboter und künstliche Intelligenz in Zukunft ein selbstverständlicher Teil unseres sozialen Lebens werden. Was würde das bedeuten, und welche Konsequenzen hätte es?

Ich glaube, damit das funktionieren kann, ist es unabdingar, neue soziale Normen und Kategorien zu entwickeln, wie wir mit Robotern umgehen, und verbindlich festzulegen, welche sozialen und ethischen Grundsätze für unser Leben mit ihnen gelten. Wir müssen künftig verschiedene Modi dafür entwickeln, wie mit einem Roboter im Privaten und im öffentlichen Bereich umzugehen wäre, genauso wie ich mit meinem Liebhaber im Privaten anders umgehe als in der Öffentlichkeit. Das wird ein spannender Anpassungsprozess.

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